MALMOE

School Of Zuversicht: 
An Allem ist zu zweifeln

LP, Misitunes, 2021

More preaching to the converted? Hoffentlich! Frau Direktorin, die große DJ Patex (aka Patricia Wedler), rief ihre Schüler:innenbande (Kernteam: Joachim Schütz und Tillamanda) zusammen, damit wir uns endlich wieder (über zehn (!) Jahre sind seit ihrem LP-Debut Randnotizen From Idiot Town vergangen) über ein Album aus der School of Zuversicht freuen dürfen. Und die Freude ist riesig, weil die Zuversicht oft rar.
Was uns hier (von Genannten unter Mithilfe von u. a. Monsieur Flinker-Finger Carsten „Erobique“ Meyer und Knarf Rellöm, dem 1/3-Gott des Samplings-als-Lebensform) vom schönsten Ort am Hamburger Hafen (nenn ihn: Hundehütte für gutes Club-Leben!) entgegenschwappt, kann mensch so nennen: Disco, die Post-Punk buchstabiert, New Wave Nervosa, Politik im Dub-Raum oder sweeet House Muzik! Es ist einfach wie immer: nur das Beste aus allen musikalischen Welten, die ihr liebt, neu arrangiert, bombenfest (Patex halt), zu tanzbaren Anagrammen von L-O-V-E!
Liebe zur Musik (endlich setzt wer mal die beiden Versionen von Lost In Music – jene von Sister Sledge und jene von The Fall – sinnstiftend neu zusammen) und zur Veränderung, der ewigen Bewegung. Hier logischerweise nicht nur des Arsches, sondern des Hirns. Und das mit Texten, die „Möglichkeitsräume“ bauen und so „neuen gesellschaftlichen Formen“ eine Bühne sind.
Dass es nämlich qua kapitalistisch-unmenschlicher Verwertungsunlogik uns allen (sic!) bald noch viel schlechter gehen wird, wenn wir eben nicht den Arsch hochkriegen und wie viele Proponent:innen des Elends vergessen, wofür sie ihre Privilegien nutzen könnten, erzählt DJ Patex im Interview – am Beispiel jener ganz oben auf dem Hügel der Distinktion: „Ich kann nichts mit so Künstlerinnen und Künstlern anfangen, die sagen: ‚Oh ich muss auf’s Land fahren und dann aus mir selber schöpfen‘.“
Genau. Me too. Denn da – ganz tief innen drinnen, da im Brunnen des Selbst, der heiligen Kammer (des Schreckens), da ist … nämlich nix. Oder wenn, dann nur so Vereinzelungsdreck oder, wie im Song Im Swimmingpool der Empathie, so knackig festgestellt wird, meist nur kleingeistige Weißbrot-Typen: „Ich bin ein trauriger weißer Mann, unsagbar traurig, dass ich es kaum beschreiben kann. Millionen Songs preisen meine Leiden an.“ Oder seht ihr (außer Billie Eilish und … selbst die hat einen Schatten-Bruder) irgendwelche Einzel-Genies da draußen? Na also.
Die Platte erinnert (uns) daran, wie weiland Andreas Dorau und Carlos Marx schon gesagt haben: „Die Welt ist schlecht, ihr interpretierenden Philosoph:innen / Das Leben ist schön / Was gibt’s daran nicht zu verstehn? / Und nun, Veränderung! Darum geht’s!“ Danke, Schule der Zuversicht, wiedermal für den Hinweis: An allem zu zweifeln bedeutet nicht zu verzweifeln. Nil Desperandum.

Zum Probehören und/oder Kaufen gibt es die Platte bei: SISSYSOUND – at the outer edges Pop! (Margaretenstraße 47, 1040 Wien, Dienstag bis Freitag von 12 bis 18 Uhr, Samstag von 10 bis 18 Uhr)